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Geistliche Hausapotheke

03.03.2024

Heilsamer Aufruhr

Foto: Peter Weidemann, in: Pfarrbriefservice.de

Vor zwei Wochen hatte ich ein Erlebnis der besonderen Art: Beim Heimspiel meines Herzensvereins - dem 1. FC Nürnberg - lief gerade die erste Halbzeit, als innerhalb weniger Minuten hunderte Fans der organisierten Fanszene den Stadioninnenraum stürmten. Das Spiel musste für mehrere Minuten unterbrochen werden und stand sogar kurz vor einem Abbruch.

Auch der Protest Jesu im Jerusalemer Tempel, von dem wir im heutigen Evangelium hören, wird die gewohnten Abläufe auf dem Tempelareal empfindlich gestört haben. Sein energisches Auftreten sorgte für Aufsehen, nicht nur bei seinen Jüngern und den Händlern, gegen die sich sein Zorn entlud. Die führenden Vertreter seiner eigenen Religion stellten Jesus zur Rede: "Welches Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst?" (Joh 2,18)

Zwischen den Zeilen schwingt dabei der Groll mit, den die Pharisäer und Schriftgelehrte bereits seit geraumer Zeit gegen Jesus hegen.  

Wenn ich mich in die Situation der Pharisäer hineinversetze, kann ich ihr Unverständnis durchaus nachvollziehen. Vor zwei Wochen im Stadion spürte ich auch Ärger in mir aufsteigen. Schließlich war ich ins Stadion gegangen, um mir ein Fußballspiel anzuschauen. Protest ist für die Beteiligten fast immer unangenehm. Doch er kann auch heilsam sein. Schließlich macht er auf ein Problem aufmerksam und es kann behoben werden. Jesus war es ein Anliegen, den Tempel als Ort der Gottesbegegnung und -verehrung vor dem überbordenden Handelsgeschäft zu schützen. Der Handel stand für ihn konträr zur eigentlichen Funktion des Tempels als religiöser Kultstätte.

Auch uns sind heute Missstände bekannt. Jesus ermutigt uns sie aktiv anzugehen und an konstruktiven Lösungen mitzuwirken. 

Ihr Pastoralassistent Samuel Schrollinger