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Aus dem Kirchenführer der katholischen Pfarrei Maria am Hauch (eigentlich „Maria, Mutter der Kirche“)

Eine auf das Jahr 1054 datierte Urkunde nennt erstmals den Namen Röthenbach. Obgleich es sich dabei um eine Rückdatierung des frühen 12. Jahrhunderts handeln dürfte, kann doch als gesichert gelten, dass die Waldlandschaft östlich der Rednitz bereits um das Jahr 1000 besiedelt wurde.

Für die Entstehung des Ortsnamens (1242 Rotenbach, 1384 Rottenbach bey Schweinau) existieren zwei Deutungen. Die Erste bezieht sich auf die mittelalterliche Praxis, königlichen Besitz mit roter Farbe zu kennzeichnen. Die Wahrscheinlichere, sieht jedoch rötliches Bachwasser (durch hohen Eisengehalt und Keupersand hervorgerufen) als namensgebend an.

Der Deutsche Orden verfügte seit dem 13. Jahrhundert als Grundherr über das halbe Dorf. Die anderen Anwesen standen im Besitz Nürnberger Patrizier, wie der Holzschuher oder Löffelholz. Bei kleineren Rechtsstreitigkeiten urteilten die Grundherren des Mittelalters selbst. Die Hochgerichtsbarkeit (Entscheidungen über Leib und Leben) blieb hingegen bis zum Ende des Alten Reiches zwischen den Markgrafen von Ansbach, der Reichstadt und dem Deutschen Orden umstritten.

Um 1340 bestellen die Bauern des Dorfes, wie aus Abgabenlisten hervorgeht, bereits eine größere Ackerflur als die Dörfer Eibach und Reichelsdorf zusammen. Trotzdem bleibt Röthenbach in seiner Bedeutung immer hinter den Nachbarorten zurück. Bis heute wird es deshalb durch das ehemals bekannte Dorf Schweinau namentlich näher bestimmt.

Seit frühesten Siedlungszeiten gehört die Gegend zum Bistum Eichstätt. Die pfarrherrlichen Rechte liegen anfangs bei der Katzwanger Marienkirche. 1343 wird im nahen Eibach eine erste Kirche erbaut und der Hll. Katharina und Barbara geweiht. Dieses Gotteshaus ist seit 1447 Sitz einer neuen Pfarrei, zu der neben Reichelsdorf auch Röthenbach gehört. 1525 schließt sich Nürnberg der Lutherischen Reformation an, und auch Röthenbach wird evangelisch. Im Juli 1632 kommt es in der Gegend zu einem Scharmützel zwischen kaiserlichen und schwedischen Truppenteilen, an dem auch König Gustav Adolf teilnimmt. Alle 28 Gehöfte des Ortes brennen nieder und ein Großteil der durch die Verheerungen des Krieges aus-gezehrten Bevölkerung fällt einer grassierenden Seuche zum Opfer.

Im Zuge der Industrialisierung strömen Arbeitskräfte aus der Oberpfalz in den Nürnberger Raum. Mit ihnen leben erstmals seit der Reformation wieder Katholiken in der Gegend. 1910 kann, dank Spenden aus der ganzen Diözese, für sie die Kirche St. Willibald in Eibach errichtet werden. Wie schon im Mittelalter werden die katholischen Röthenbacher nun wieder von dort aus seelsorglich betreut.

Ab den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts setzt in Röthenbach, das 1922 nach Nürnberg eingemeindet wurde, ein regel-rechter Bauboom ein. Die Katholische Kirche trägt der städtebaulichen Entwicklung Rechnung (1922 zählt Röthenbach ca. 1400 Einwohner, 1965 sind es bereits 7000!) und erwirbt 1962 an der Ansbacher Straße einen Bauplatz der vier Jahre später, im Rahmen der Stadtteilplanung, gegen das heutige Grundstück eingetauscht wird.

Am 1. Juli 1967 beginnen die Bauarbeiten für das neue Gotteshaus, dessen Grundstein am 3. September des gleichen Jahres durch Domkapitular Bernhard Mader gelegt wird. Bereits am 12. Mai 1968 erfolgt die feierliche Konsekration von Bau und Altar durch Weihbischof Martin Wiesend aus Bamberg. (Der bischöfliche Stuhl von Eichstätt war zu dieser Zeit vakant!)1969 wird das Gemeindezentrum, das bisher nur die Gebäude gegenüber des Kircheneingangs umfasst, um ein Pfarr- und Schwesternhaus erweitert. 1970 kann der Kindergarten eröffnet werden und die Schönstätter Marienschwestern ziehen am Hauch ein. Mit Wirkung zum 1. Mai 1972 erhebt Bischof Alois Brems die bisherige Kuratie zur Pfarrei. 1975 wird in der Kirche das große Altarkreuz angebracht und im Mai 1978 die Orgel geweiht. Es folgen 1983 die Kreuzwegstationen, 1984 die gotische Madonnenfigur und 1986 die drei Darstellungen der Rosenkranzgeheimnisse. Das Erscheinungsbild der Anlage erhält mit dem stählernen Glockenträger, der am 10. Juli 1988 seiner Bestimmung übergeben wird, die Vervollständigung.

 

Name von Pfarrei und Kirche

Mit Maria am Hauch wurde im Süden Nürnbergs die erste Marienkirche seit der Reformation geweiht. Der eigentliche Titel des Gotteshauses lautet Maria, Mutter der Kirche und bezieht sich damit auf das II. Vatikanische Konzil, zu dessen Abschluss Papst Paul VI. die Christenheit dem mütterlichen Schutz Mariens empfahl. Aus ökumenischer Rücksicht wurde jedoch als offizielle Bezeichnung Maria am Hauchgewählt. Die Pfarrei fügt damit dem Namen ihrer Patronin eine örtliche Flurbezeichnung hinzu. Hauch benennt eine Erhebung in der Landschaft – und tatsächlich konnte die Gegend um die heutige Hauchstraße vor ihrer völligen Überbauung als Hügel wahrgenommen werden.


BAUBESCHREIBUNG 
Als dominierender Baukörper bildet die Kirche die Mitte des sich entlang der Herriedener Straße erstreckenden, mit Flachdächern versehenen, Pfarrzentrums. Ihr konkav gebogenes und mit grünpatiniertem Kupfer beschlagenes Satteldach erreicht eine Höhe von 17,5 Metern und wird von einer Reihe Eichen zur Straße hin fast verdeckt. Der freistehende Stahlträger mit hölzerner Glockenstube fügt sich als dienendes Element in das Ensemble ein. Ein zur Straße hin offener Hof bildet als Atrium den Eingangsbereich zur Kirche. Nach der Idee des Architekten Jakob Semler aus München ruht  das markante Holzdach auf zwei mal elf U-förmigen Betonträgern, die die mit Waschbeton verkleideten  Längsmauern überspannen. Die Belichtung erfolgt durch Glaselemente im First, ein zwischen Wand und Dachkonstruktion umlaufendes Lichtband und zwei die Stirnseiten teilende vertikale Fensterstreifen. Transparente Flügeltüren bilden im Westen den Zugang. 

Der Innenraum wirkt durch die Betonung der Längsachse rechteckig. Sein Grundriss beschreibt jedoch ein Quadrat von 30 x 30 Metern. Der durch zwei Stufen erhöhte und von drei Seiten zugängliche Altarbereich ist im Osten, gleich einer Insel, aus dem Gemeinderaum ausgeschieden. Im Westen erhebt sich eine freistehende Betonempore welche die Orgel trägt. Zwei mal 43 konkav geschwungene „Holz-Leimbinder“ bilden den offenen Dachstuhl.

Die Gestaltung des Raumes ermöglicht in Maria am Hauch sogar im wörtlichen Sinne von einem Kirchenschiff zu sprechen. Ähnlich den norwegischen Stabkirchen kann das Gebälk als der umgedrehte Rumpf eines Bootes empfunden werden. Noch eindrücklicher ist jedoch die Deutung des Daches als Zelt. Gleich einem Tabernakel (lat. Zelt) wölbt sich der Innenraum über die Gemeinde, die im II. Vatikanischen Konzil wieder neu als Leib Christi erkannt wurde. 

Der Innenraum wird entgegen der Mode seiner Bauzeit nicht durch Beton beherrscht, sondern durch das Holz des Dachstuhles und des Fußbodens geprägt. Der Besucher empfindet eine warme Atmosphäre, spürt Geborgenheit und wird gleichzeitig durch die Emporbewegung des Raumes in eine feierliche Stimmung versetzt. Die Architektur unterstützt damit das Sursum Corda („Erhebet die Herzen“) jeder gottesdienstlichen Feier. Der Kirchenraum ist durch das umlaufende Fensterband zu jeder Tageszeit hell erleuchtet. Er bezieht damit die Außenwelt ein, schafft aber dennoch eine konzentrierte Atmosphäre, da die Fenster durch ihre hohe Position keinen direkten Blick auf das Geschehen der Straße zulassen. Die Lichtbänder an den Firstseiten unterstreichen nochmals das Aufwärtsstreben der Architektur.

Mit kostengünstigen Betonfertigteilen und einer Stahl-Holzkonstruktion ist ein Raum entstanden, der „den liturgischen Anforderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils und den Empfindungen unseres technischen Zeitalters gerecht wird.“ (Urkunde zur Grundsteinlegung).